Geschichten aus dem Tierheim

1986 kam ich erstmals ins Tierheim Salzburg, um mir eine Katze zu holen. Mein vorheriger Kater war ertrunken und ich litt unter seinem Verlust.

Als ich vor den Katzenkäfigen stand, konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, beobachtet zu werden. Als ich mich umsah, blickte ich in die wundervollen Augen einer Riesenschnauzerhündin. Trotz vieler Menschen behielt sie mich immer im Auge und ich bekam ein komisches Gefühl. Auf meine Frage, was mit ihr sei, sagte man mir, die Hündin sei sehr krank und auch schon vergeben.

Nun ja, ich wollte es aber trotzdem wissen und bat den Pfleger, sie kurz aus dem Zwinger zu lassen, wenn ich am anderen Ende des Ganges sei. Das Tier raste ohne sich um irgendjemanden anderen zu kümmern hinter mir her, drehte sich einmal um mich, setzte sich an meinen linken Fuß und sah mich erwartungsvoll an.

Natürlich habe ich mich in sie verliebt und der Abschied fiel mir unglaublich schwer. Aber trotzdem hinterließ ich für diesen Hund meine Adresse.

Eine Woche später kam ein Anruf und man teilte mir mit, ich könne die Hündin nun abholen, da die andere Dame sie nicht bekommen werde.

Jetzt war ich wirklich platt. Wollte ich nicht eigentlich eine Katze?

Wie eine Narrische kaufte ich in Windeseile alles, was man so braucht oder auch nicht und sauste dann zum Tierheim, wo mich Lilly mit großer Geste empfing.

Da ich noch kurz in die Stadt musste, parkte ich bei einem bekannten Hotel und marschierte stolz an diesem vorbei bzw. wollte ich dies. Das war aber kein guter Gedanke, denn genau auf dem riesigen Teppich vor dem Eingang hockte sich mein neuer Hund hin und machte sein recht großes Geschäft. Noch nie hatte ich mich vorher so sehr geschämt, aber meine Süße sah mich derart frech und erleichtert an, dass ich nicht einmal böse sein konnte.

Sie wurde ganz gesund und lebte 13 wundervolle Jahre bei mir und auch wenn ich schon seit 10 Jahren einen netten „Eskimohund˜ Leopold von einem Parkplatz habe, denke ich noch sehr oft an meine Lilly, die mit ihrem Kuscheltier in meinem Garten begraben liegt.

Ich danke dem Tierheim für diese Vermittlung, denn ich habe wirklich schöne Jahre mit Lilly verleben dürfen. Sie hat mein Leben und das meiner Tochter unglaublich bereichert.

B.M.