Offener Brief an Bürgermeister Harry Preuner
Nach 40-jähriger ehrenamtlicher Tätigkeit als rechtsfreundlicher Berater des Tierschutzvereins für Stadt und Land Salzburg starb Dr. Eckehart Ziesel im Dezember des Vorjahres. Es wurde bis dahin von der Stadt Salzburg stets betont, dass der Tierschutzverein mit seinem Tierheim und das jahrzehntelange ehrenamtliche Wirken im Tierschutz, vor allem die Aufnahme aller Fundtiere vom Vogel bis zu großen Hunden in jährlich großer Zahl unter engagierter Mitwirkung der Berufsfeuerwehr unverzichtbar ist.
Als größter Streitpunkt für die kontinuierliche Tieraufnahme stellt sich schon seit Jahren die Aufnahme der vom Ordnungsamt der Stadt Salzburg ihren Besitzern abgenommenen, teilweise gefährlichen, großen Hunde dar.
Durch die Gesetzesänderung bei den Zwingergrößen können nur mehr platzbeschränkt solche Hunde bei uns Aufnahme finden.
Schon vor 12 Jahren stellte der Rechnungshof dezidiert fest, dass ohne Subvention der Stadt, deren gesetzlicher Auftrag auch die Verwahrung dieser Hunde ist, der Tierheimbetrieb nicht kostendeckend geführt werden kann!! (Dasselbe gilt für
alle gemeinnützigen Tierheimbetreiber Österreichs!)
In dieses, nach dem Tod von Dr. Ziesel entstandene Vakuum, was die Rechtsauffassung und dessen Auslegung in Bezug auf das Tierschutzgesetz bzw. die Aufnahme und Verwahrung der Tiere sowie auch die finanzielle Abgeltung der daraus entstehenden Kosten betrifft, erwuchs dem Tierschutzverein eine noch nie dagewesene, unhaltbare Situation:
Die Stadt bringt uns zwar nach Maßgabe unseres Platzes weiterhin die abgenommenen und zurückgelassenen Tiere wie Vögel, Katzen und Hunde, zahlt aber seit zwei Jahren keinen Euro für die Bereitstellung der Unterkünfte und Infrastruktur.
Diese Situation nutzte der Bürgermeister von Salzburg, Harry Preuner, jüngst, um mittels eines Gemeinderatsbeschlusses unter Anwendung seines Dirimierungsrechts und damit der Stimmenmehrheit, dem Salzburger Tierschutzverein die jährliche Subvention zu entziehen.
Kein österreichischer gemeinnütziger Tierschutzverein in den Städten und Gemeinden kann ohne diese Unterstützung für den Tierheimbetrieb ausgeglichen und kostendeckend arbeiten.
Ungeachtet dieser Aussagen werden wir in beispielloser Art und Weise desavouiert und finanziell ausgehungert!
Wir als Tierschutzverein für Stadt und Land Salzburg stehen seit 53 Jahren mit unserem Tierheim, das 2002 vollkommen neu errichtet worden ist, allen in Not geratenen Tieren als Erstaufnahmezentrum zur Verfügung. Wenn eine Vermittlung nicht möglich ist, (z.B. gefährliche Hunde, alte Tiere) auch als Asyl bis zu ihrem natürlichen Ende.
Die gesamte Verwaltung, den Parteienverkehr und die Leitung des Tierheimes erbringen wir nach wie vor ehrenamtlich. Darüber hinaus können wir leider aus Kostengründen Nachtdienste und Parteienverkehr nicht anbieten.
Geldnot kann doch nicht der Grund für diese Entscheidung des Bürgermeisters in unserer weltberühmten Fremdenverkehrs-, Mozart- und Festspielstadt sein?!
Das Thema Soziale Medien betreffend, das natürlich auch vor der Tierheimtüre nicht Halt macht, müssen wir entschieden feststellen, dass wir auf anonyme Angriffe nicht antworten.
Einen permanenten „Angriffskrieg“ zu parieren, dazu fehlt uns schlicht und einfach die Zeit. Zahlreiche meist positive Rückmeldungen nach Tierberatungen und -Vergaben, das Echo unserer Tierschutzarbeit, erreichen uns per E-Mail, telefonisch oder auf dem Postweg, oft auch mit Dankesworten und einer Spende.
Für bösartige, meckernde Zeitgenossen mit total überzogenen, unerfüllbaren Vorstellungen der Aufgaben unseres Tierschutzvereines, die sehr oft finanzieller Natur sind und vorwiegend die Unterstützung der eigenen Tiere betrifft, und die wir einfach nicht leisten können, oder die aktuell t ä g l i c h e n Anfragen um Aufnahme der eigenen Tiere im Tierheim, denen wir platzmäßig wegen Vollbestands nicht entsprechen können, bieten sich die zahlreichen Internetforen an.
Für einen Krieg der Worte - auf oft niedrigstem Niveau - bleiben uns neben der Tierschutzarbeit weder Kraft noch Zeit!
Ein letzter Satz noch zu den vom TSV aufgenommenen Tieren, den sogenannten „Langsitzern“, in der Mehrzahl Hunde:
Das sind die Tiere, die entweder von der Behörde abgenommen wurden, ausgesetzte Fundtiere, die von ihren unbekannten Besitzern nicht abgeholt werden, und auch sogenannte „zurückgelassene“ Tiere nach dem Tod oder schwerer Krankheit ihrer Besitzer.
Allen gemeinsam ist, dass diese Tiere nach vier Wochen bzw. zwei Monaten nach ihrer Aufnahme im Tierheim in den Besitz des Tierheimes übergehen und damit vergeben werden können.
Junge, gesunde und gutmütige Tiere werden meistens nach tierärztlicher Freigabe inkl. Behandlung weitervermittelt.
Jedoch besonders die älteren Tiere, die fortlaufend Medikamente und/ oder den Tierarzt brauchen oder aber schwierig sind, was bei Hunden leider nicht so selten der Fall ist, bleiben bei uns bis zu ihrem natürlichen Ende.
Aktuell haben wir 15 solcher Hunde, deren Zuhause das Tierheim ist, bei uns. Sie werden versorgt und betreut, tierärztlich behandelt und wenn notwendig, medikamentös unterstützt - und das zur Gänze auf Kosten des Tierschutzvereines ab dem Zeitpunkt des Eigentumsstatus.
Mit der jetzt endgültig weggebrochenen Subvention konnte bis vor ca. 2 Jahren wenigstens ein kleiner Teil dieser Kosten abgedeckt werden.
Und ausnahmslos alle Tiere wurden uns im Rahmen des Verwahrungsvertrages von der Stadt Salzburg ins einzige Tierheim der Stadt gebracht. Wir sind jedoch kein städtisches Tierheim, sondern ein privater Verein!
Der Vorstand des Tierschutzvereines,
Ing.Mario Zeitlinger, Obmann,
Gerda Ziesel